… damit jetzt den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen [Regionen] durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes bekanntgemacht werde (Eph 3,10)
Der Plan Gottes mit der Menschheit ist weit herrlicher und kraftvoller, als wir uns vorstellen können – davon bin ich mehr und mehr überzeugt. Der Mensch wird oft zurecht als „Krone der Schöpfung“ bezeichnet, aber das liegt nicht daran, dass er das Meisterwerk des Schöpfers ist, sondern der Fokus Gottes, auf den sich sein ewiger Plan richtet. Da, wo wir oft nur unser irdisches Leben sehen und die Zeitspanne, die uns hier gegeben ist, sieht Gott viel, viel weiter. Er sieht, was vor Ewigkeiten war und was in Ewigkeit sein wird – und die ewige Rolle, die wir Menschen dabei spielen werden.
Der Mensch kam erst ziemlich spät auf die Bühne. Er kam erst, als sich bereits ein gewaltiges Drama abgespielt hatte, nämlich der Fall Luzifers. Lange bevor die Erde geschaffen wurde, gab es bereits himmlische Wesen, himmlische Strukturen und Hierarchien, die durch diesen einen ziemlich durcheinandergerwirbelt wurden. Erst nachdem Satan aus dem Himmel auf die Erde verbannt wurde, schuf Gott den Menschen – und zwar ausgerechnet da, wohin er seinen Feind verbannt hatte. Zufall oder Absicht?
Dieser Vers aus dem Epheserbrief ist auf den zweiten Blick noch interessanter als auf den ersten Blick, denn die Aussage ist so oder so schon ziemlich steil: Die Gemeinde soll die mannigfaltige Weisheit Gottes bekanntmachen. Sie kann nur das bekanntmachen, was ihr bekannt ist. Ihr kann nur das bekannt sein, was ihr bekanntgemacht wird. Doch wenn diese Bekanntmachung ihr Auftrag ist, hat Gott ein Interesse daran, dass die Gemeinde – genauer: die Ekklesia – die mannigfaltige Weisheit Gottes kennt! Das ist an sich schon ein Wunder, das den menschlichen Verstand an den Rand des Kollaps bringen kann. Gott hat die Absicht, Menschen seine mannigfaltige Weisheit zu offenbaren, damit diese Menschen sie bekanntmachen. Und zwar wem? Den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen Regionen.
Hier kommt Teil zwei des Ganzen: Das griechische Wort für Fürstentümer lautet arche. Dieses Wort wird weit häufiger mit Anfang übersetzt, denn das ist seine eigentliche Bedeutung. Es geht um das, was früher da war als das, was später hinzugekommen ist. Es geht hier nicht um eine Hierarchie, um einen Rang, sondern um eine Abfolge. Und wie wir gerade gesehen haben, gab es die himmlischen Wesen lange vor den irdischen Wesen. Obwohl die Engel (und damit auch Satan) seit Ewigkeit in der Gegenwart Gottes sind, haben sie keine Ahnung von seinen Absichten. Das bestätigt auch Petrus, der von den Prophetien spricht, die vor langer Zeit für uns gegeben wurden, und in die sogar die Engel gern tieferen Einblick hätten (1 Petr 1,12). Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mich flasht das.
Stell dir einen Firmenchef vor, der an einem Produkt feilt, das die Welt revolutionieren wird. Doch er teilt sein Geheimnis nicht mit seinen eigenen Angestellten! Er hat seine Arbeiter, die weisungsgemäß ihre Aufgabe erfüllen, doch sie verstehen die Feinheiten nicht. Sie sehen einen Ausschnitt, sie verstehen vielleicht die Bedeutsamkeit und sie wissen: Es ist ein großes Geheimnis. So geheim, dass es selbst ihnen als Angehörigen des Unternehmens nicht verraten wird. Dieser Firmenchef sucht sich einen Partner, mit dem er das Geheimnis um sein Produkt teilt. Dieser Partner erfährt nicht nur das ganze Spektrum, sondern bekommt Verfügungsgewalt, sogar über die Firmenangestellten. So ungefähr funktioniert das.
Die Gemeinde macht die mannigfaltige Weisheit Gottes, seine Pläne und Absichten den Engeln bekannt. Die Engel wissen nicht mehr als wir, ganz im Gegenteil. Hast du dir schon einmal die Frage gestellt, warum bei der Wiederkunft Jesu nicht auch von einer Invasion von Engeln die Rede ist? Warum setzt Jesus in seiner ewigen Herrschaft keine Engel ein, sondern lässt Menschen mit sich herrschen (Offb 5,10)? Ich denke, es hat mit der endgültigen Niederlage Satans zu tun, der schon hier auf Erden mit Menschen konfrontiert wird, die ihm aufgrund ihrer irdischen Substanz eigentlich weit unterlegen sind, doch aufgrund der Vollmacht, die sie von dem haben, dessen Position er einnehmen wollte, sogar über ihn herrschen. Ich glaube, Satan hat bis heute nicht aufgehört, sich für seine Dummheit ins Knie zu beißen…
Gott schuf den Menschen in seinem Ebenbild. Unser irdisches Leben (das einmal brutal durch die Verführung Satans um Garten Eden durcheinandergewirbelt wurde) dient vor allem dazu, dem Ebenbild Christi gleichgestaltet und auf unsere Aufgaben in der Ewigkeit vorbereitet zu werden. Und schon heute können wir damit beginnen, Gottes Weisheit und Absicht bekanntzumachen. Wie geht das? Durch Offenbarung. Der Heilige Geist kann uns die ewigen Ratschlüsse Gottes durch das Wort und durch prophetische Einsicht vermitteln, und wir können diese Dinge kommunizieren – durch Gebet, durch Proklamation, indem wir Gottes Wort hörbar machen. Denn eine Gruppe hört, wo immer wir sind – seine Engel: Lobt den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die ihr seinen Befehl ausführt, gehorsam der Stimme seines Wortes (Ps 103,20).